Die Herrschaft kann warten. Undienlichkeit als Widerstandsfaktor?

Da ich kürzlich einen doch recht interessanten Artikel der Kulturwissenschaftlerin Iris Därmann in der FAZ gelesen habe (https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/iris-daermann-im-gespraech-ueber-ihre-studie-undienlichkeit-16993681.html), in der diese die Verweigerung der Beherrschten als Widerstandsmerkmal heraushob, möchte ich nun doch darauf eingehen:

Zum einen, um es doch festzuhalten, für mich selbst, zum anderen, da dieses Thema doch zu meinem vorherigen Artikel passt, in der es um passives (nicht gelebtes) Leben ging.

Nun hebt die Wissenschaftlerin hervor, dass auch Verzögerungen als Widerstandsakt zu werten seien. Denn auch Verzögerungen und das sich selbst schlecht behandeln seien Möglichkeiten gewesen sich den Herrschenden zu entziehen. (bzw sich als verkörpertes Menschenmaterial „schlecht“ zu machen, um so dem Herrscher das organische Material (sich selbst) zu entziehen.

Naja, die so sehr im Artikel gelobte Einstellung der sich zum eigenen Milieu kritisch verhaltenden Wissenschaftlerin ist so neu nicht. Schon vor zwanzig Jahren reflektierte ein Professor an der FU über den Begriff Widerstand und Revolution im Mittelalter. Er stellte die Frage, ob wir vielleicht Formen des Widerstands im Mittelalter nicht als solche erkennen wollen, da sie nicht unserem Raster an Widerstandsformen entsprechen würden.

Also, nicht wirklich neue Erkenntnisse.

So ist natürlich auch die neue entstehende Wissenschaft der Demographie (Bevölkerungswissenschaft) eine Herrschaftsmethode um die Bevölkerung besser zu kontrollieren. Wenn der König neue Arbeitermassen braucht, so steht auch eine bessere soziale und medizinische Versorgung nicht unbedingt im Gegensatz zu Unterdrückung.

Und das stellt sich doch die Frage nach dem „Wozu“ des sich fit haltens. So wie der Arbeitgeber den Betriebsarzt bezahlt um … um eben die Krankheitstage der Beschäftigten zu reduzieren und vielleicht erst in zweiter Linie die Gesundhaltung der Mitarbeiter, so stellt sich natürlich auch die Frage, zu welchem Zwecke eine Gesunderhaltung der Bevölkerung erfolgt. Zu dem Schutze des Einzelnen?

Das gesunde Leben. Oder: das ausgesuchte Leben. Giorgio Agambens Buch „Vom Gebrauch der Körper“ im Lichte der Selbstoptimierer

Ein Buch, das das Leben selbst zum Thema hat, besitzt zumindest einen Vorteil: es handelt nicht von Nebensächlichem. Das ist schon mal gut. Leider – und das ist dann der Nachteil – rutscht man schnell in Allgemeinplätze ab. Oder doch nicht?

Giorgio Agamben, der italienische Philosoph, widmet sich in seinem neuen Buch „vom Gebrauch der Körper“ diesem Thema. Vielfältig sind die Ansätze, um in dieses Thema einzusteigen. Denn sind wir nicht alle schon in diesem Thema ob wir es nun wollen oder nicht?

Giorgio Agamben wählt als Einstieg die Bemerkung der Frau Guy Debords, Alice Becker. Auf seinen Einwurf, das Werk von Guy Debord würde auch heute noch von italienischen Studenten gelesen, antwortete jene um anzuzeigen, dass sie noch da wären aber sonst nichts mehr täten: „On existe“. Ja, man existiert. Man lebt.  Lebe ich denn nach meinem Leben? Stimmen die Tätigkeiten, die ich in meinem Leben durchführe, mit dem überein, wovon ich dachte, dass das mein Leben sei?

Hier beginnt die Geschichte des Buches. Denn so wie ein anderer französischer Philosoph, Marc Auge, von den Nichtorten sprach, also den Plätzen wie Buswartestellen, die unser Leben oft bestimmen, obwohl sie doch nur Zwischenräume sind, spricht Agamben über das Leben, das sich schon lebt, ohne gesteuert zu sein. Und das ist, wenn ich seine Einführung richtig verstanden habe, der Ausgangspunkt des Buches, nämlich die Frage, ob „einfach so gelebtes“ Leben denn schon Leben sei. Oder ob man denn eine Aufgabe benötige.

Derlei Aufgaben sieht er nicht für die soziale Rolle und Funktion der Sklaven, und zumindest deren Rolle in der Antike nimmt zunächst in seinen Ausführungen eine gewichtige Rolle ein. So geht er ausführlich über die Erklärungen ein, die der Philosoph Aristoteles den Sklaven in seiner Zeit einräumt und über den „Gebrauch der Körper“, die, wenn ich es denn richtig verstanden habe, für das einfach so gelebt werden steht. Um einmal die etwas platte Formulierung zu bemühen: Leben oder gelebt werden.

Wobei, das stellt Agamben hier außer Frage, die Lebensform der vermögenden Athener Bürger im antiken Griechenland wohl eben auch nur durch die Arbeitsform der Sklaverei möglich war.

Mensch oder Pferd? Wer ist schneller?

Nicht immer, aber doch zuweilen verblüfft das Radioprogramm mit netten Einsprengseln zur Geschichte der Menschheitsentwicklung. So auch das amerikanische öffentliche Radioprogramm NPR. Die Moderatoren sprachen über das Laufen und wie es die Entwicklung des Menschen geprägt habe: unser ganzer Körperbau sei für lange Laufgänge ausgelegt. Dazu gehörten nicht nur die kurzen Fußzehen (mit langen lässt sich schwerlich laufen), sondern auch die Fußsohlen die ja nicht platt sind, sondern einen Bogen formen, die S-förmige Wirbelsäule, die langen Gliedmassen, sowie eine (im Verhältnis zu Affen) schmale Hüfte und eine ausgeprägte Gesäßmuskulatur.

Die Entwicklung dieses lauffähigen Menschen habe eingesetzt, als die Welt sich veränderte: weg von einer bewaldeten Ebene hin zu einer Grassteppe. Der „Urmensch“ begab sich vom Baum in die Graslandschaft, übte den aufrechten Gang (um weiter sehen zu können auch ohne auf Bäume steigen zu müssen) und entwickelte seine Lauffähigkeiten.

Die These in aller Kürze: Der Mensch entwickelte sich zum Jäger, der seine Beute, andere Tiere, zu Tode jagte, indem er sie hetzte bis diese an Überhitzung starben. Denn der Mensch kann durch seine großen Hautflächen sich selbst auch bei hoher Belastung kühlen durch Schwitzen (Die Verdunstungskälte kühlt den Körper). Dies können Tiere nicht. Doch alleine wäre es dem Menschen nicht möglich gewesen zu jagen. Nur in der Gruppen kann so etwas gelingen. Doch dazu braucht es Zusammenarbeit, und deshalb, so die Theorie, wuchs das Gehirn unseres Vorfahren auf das doppelte Größe an (Eine andere Frage ist hier in dem Zusammenhang ob man auch Sprache dazu benötigt oder ob Zeichen ausreichen).

Kann der Mensch denn wirklich schneller sein als, z.B ein Pferd? Dies lässt sich überprüfen, denn seit 1980 gibt es jährlich in Wales, UK, ein Wettrennen bei dem Menschen auf 35 km gegen Pferde antreten. Bislang gewannen immer die Pferde doch 2004 hätte zum ersten Mal ein Mensch vor dem ersten Paarhufer das Ziel erreicht.

 

Paleogenetik, die Erforschung der Menschheitsgeschichte und die Geschichte der Krankheitserreger

Wiedermal verblüfft der Deutschlandfunk mit einer sehr spannenden Dokumentation. Diesmal ging es um das Institut für die Geschichte der Menschheit in Jena und um das Thema der Paleogenetik. Damit ist die Erforschung alter DNS Stränge gemeint. Aus Fundstücken, z.B alten Knochen lassen sich Spuren der Desoxyribonucleinsäure herauslösen. Auch kann man s aus alten „Kaugummis“- 8000 Jahren alten Kaugummis aus Birkensaft – extrahieren was sich im Speichel unserer Vorfahren befunden hatte.

Die Paleogenetik widerlegt ebenso bisher geltende Hypothesen. So z.B dass das Tuberkulose Virus erst mit den europäischen Eroberern nach Südamerika gelangt sei. Eine Forscherin konnte in alten menschlichen Gebeinen in Südamerika Tuberkulose Viren isolieren.

Das Spannende hierbei: wie haben Krankheiten, insbesondere Infektionskrankheiten die menschliche Zivilisationsgeschichte und auch die Geschichte der Ausbreitung der Menschen beeinflusst?

Die Genetik wird wohl ein Teil der Altertumsforschung werden, so der Tenor des Experten. Spannend ist auch, wie die Kulturgeschichte der Krankheitserreger. Auch durch das seit fünfzehn Jahren begonnen Genomsequenzierung wird diese Erforschung bechleunigt. Auch wenn man sehr vorsichtig sein solltei, aus wenigen Proben großen Thesen aufzustellen.

Sprache, Gesten und die Entwicklung des Menschen

Anläßlich einer sehr sehenswerten neuen Ausstellung im Museum für Kommunikation in Berlin, möchte ich nur kurz einige Gedanken zur „Sprache“ und zum Menschsein (oder besser gesagt zur Definition des Menschseins) festhalten.

Die sehr spannende Ausstellung „Gesten“ im Museum für Kommunikation zeigt die kultur- sprach- und wissenschaftsgeschichtliche Erforschung der Handgesten. Also das was Menschen im Gespräch nutzen, um ihrer Rede zusätzlichen „Schwung“ zu verleihen.

Diese sprach- und semiotische Forschung wird im Zusammenhang mit der Einführung von Robotik in der Industrie interessant: Denn wenn Maschinen z.B. per Hand gesteuert werden muss die Maschine ja die Gesten kennen. Oder man muss eine Grammatik erschaffen, denn die Maschine muss die Gesten ja erlernen.

Das ist aber gar nicht so einfach, denn die Gesten dienen als Unterstützung der mündlichen Rede. Sie unterscheiden sich auch von Land zu Land. Allerdings haben die Gesten auch eine eigene Ebene. Man nimmt an, dass der Mensch auch dank seines speziell geformten Skeletts der Hand, das höchst komplizierte Greifaktionen ermöglicht, schon in den Gesten eine Sprache „vorgebildet“ hat.

Die Gesten zeigten so dem Gehirn, dass der Austausch von Zeichen von Mensch zu Mensch eben auch es erfordert auf Objekte zu verweisen, die sich nicht gerade in der Nähe befinden. Mit Gesten kann man z.B. auch auf etwas in der Vergangenheit verweisen oder auf etwas was an einem anderen Ort geschieht.

Dies ist auch gerade die Funktion der Sprache des Menschen: In der Sprache werden Namen als Platzhalter für Geschichten und Vorgänge genutzt, die auf etwas verweisen, was sich außerhalb der konkreten Anschauung befindet. Dies ist etwas was Tiere nicht vermögen. Tiere können zwar auch Handzeichen benutzen, sie müssen aber auf etwas zeigen: auf sich oder auf Gegenstände in der unmittelbaren Umgebung. Tiere verbleiben aber in ihrem Gehirn auf der Ebene des zweijährigen Kindes, das nur Dinge in der Unmittelbarkeit (zeitlich und lokal) erfassen kann.

Der Mensch (also ursprüngliches Tier) vermochte es sich in der Sprache eine Welt zu erschaffen, die Dinge beschreibt und vorhält, die sich außerhalb des gegenwärtigen Kommunikationsortes befinden. Eben auch in einer anderen Zeitebene! Somit ist auch die Erschaffung von Vergangenheit und Zukunft etwas Sprachliches, das  eine gewisse Höhe der Abstraktion verlangt. Ist es das was zuweilen Sprachforscher und Sprachforscherinnen meinen, wenn sie von der Sprache als etwas reden das real existiert? (speech act theory: dadurch dass ich einen Satz ausspreche, erschaffe ich eine Realität)

Insofern wäre hier die Frage, ob dies nicht auch an die Argumentation Hariris anknüpft, der sagt, dass der Mensch vor allem durch seine Fähigkeit zur komplexen Zusammenarbeit so erfolgreich geworden ist. (Erfolgreich in dem Sinne, dass er die anderen Lebewesen an den Rand gedrängt hat). Diese Fähigkeit zur Zusammenarbeit ist sprachlich geprägt: dass heisst die Fähigkeit zum Denken in die Zukunft, auch in die ferne, ist vorgeprägt durch die neurologische Umformung des Gehirnes.

Doch frage ich mich nun, ob diese neurologische Umformung des Gehirns sich nur auf die mündliche Rede bezieht. Denn nun scheint ja noch ca 4000 Jahren die Kultur des Schreibens zu Ende zu gehen. Lassen sich denn diese Kultureigenschaften auch durch visuelle Kommunikation aufrechterhalten?

Der dreifache Tod des modernen Subjekts

Der Philosophieprofessor Wolfgang Hübner versucht sich auf dichtgedrängten Seiten an einer historischen Problematisierung des Begriffs des Subjekts.

Hübner führt die hstorischen Wurzeln der in den späten 1980er Jahren kursierenden Behauptung des „Tod des Subjekts“ auf. Einleuchtend führt er auf, dass es diesen Tode des Subjekts bereits in der deutschen Philophie unter Hegel und Fichte gegeben habe.

Hübner führt die Behauptung zum Tode des Subjekts auf eine schon immer vorhandene Dichotomie in der Philosophie zwischen Aufklärung und Antiaufklärung zurück: Das Pendel der Philosphie schwanke zwischen diesen beiden Polen: sei einmal eine Spielart des Rationalismus augelaugt, erfrische eine neue Art des Illuminimus die Welt. (Die eine nennt er Rationalismus un die andere Illuminismus).

So sei der Rationalismus immer mehr dem Objektiven und der Illuminismus immer mehr dem Subjekten verpflichtet. Allerdings hab dieie Objektivierung aber hat zugleich „zugleich die Bestimmung in sich, dass der einzelne Wille in derselben sich aufhebt“. (Rousseau oder Fichte Grundlagen der Phi. d. R, 42)

Hübner, W. (1988). Der dreifache Tod des modernen Subjekts. In M. Frank, G. Raulet, W. v. Reijen (Hg), Die Frage nach dem Subjekt, Frankfurt/M (pp. 101–127). Frankfurt: Suhrkamp. Retrieved from http://scholar.google.com/scholar?hl=en&btnG=Search&q=intitle:Der+dreifache+Tod+des+modernen+Subjekts#0

Horst Pickerts kritische Analyse zu Max Scheler, Helmut Pleßner und Arnold Gehlen von 1978

Gehlen, again. Gehlens These vom Menschen als „Mängelwesen“ hat (warum auch immer) einen Resonanzraum in der BRD gefunden, so dass nicht wenige Kritiker sich durch seine Thesen herausgefordert sahen. Dazu zählt auch das Werk des in der DDR beheimateten Philosophen Horst Pickert.

Horst Pickert gibt auf Seite 175 seines im Jahr 1978 in Ost-Berlin publizierten Buches die Kritik der Biologen an Gehlens Mängelwesentheorie wider. So habe selbst der Evolutionsbiologe Konrad Lorenz das Gehirn des Menschen selbst als eine morphologische Spezialanpassung. Dieses Gehirn bringt Werzeuge und Technologien hervor. Insofern sei der Mensch keinesfalls ein Mängelwesen. Ausserdem ist die Bezeichung schon aus biologischem Sinne falsch, denn ein Mängelwesen wäre nicht lebensfähig.

Auch der westdeutsche Verhaltensforscher Eibl-Eiblsfeld kritisiere Gehlen: das Wort Mängelwesen setze voraus, dass es so etwas wie etwas vollkommenes gäbe. Das gäbe es aber nicht. Ausserdem komme es auf die Betrachtungsweise an. Einige Nachteile würde in manchen Situationen  zu Vorteilen: So sei die Haarlosigkeit entstanden um dem Menschen in Zusammenhang mit der Entstehung von Schweissdrüsen die Möglichkeit des Jagens in heisser Umgebung zu geben: Der Mensch kann sich kühlen (und in Zusammenhang mit seinem entwickelten Gehirn sich bedecken, wenn es kalt ist).

Also bricht hier die These Arnold Gehlens („eines Fanatikers der Ordnung“) in sich zusammen und zwar einfach aus biologistischer Sicht: keinefalls erzwingt die Biologie des Menschen dass diese Menschen sich eine Ordnung geben um eben nicht zu erfrieren oder zu verhungern.

Allerdings ist damit nicht erklärt warum es seit (darf man das so sagen?) Menschengedanken immer menschengemachte Ordnungen existiert haben (zumindest so lange wird davon wissen:  denn das ist eine weitere Herausforderung: von früheren menschlichen Gesetzen wissen wir nur Bescheid dank der Schrift, die ja selbst aus einer menschlichen Organisationsform entstanden ist).

Eine argumentative Brücke bietet hier der Historikers Harari. Nach seiner Aussage liegt der Grund warum das Menschengeschlecht sich so rapide vermehrt habe (auf Kosten der anderen Lebewesen auf Erden) in dessen Fähigkeit zum organisatorischen Zusammenschluss begründet. Nur der Mensch vermag es, dank Technik (auch dies ist eine komplexe Form der Organisation) sich auch über weite Entfernungen zu organisieren und sich zusammenzuschliessen; in den letzten zwanzig Jahren in Form des Internets.

Knüpft hier Harari, bewußt oder unbewußt, an diesen durch Arnold Gehlen vorgeprägen „Gedankenstrom“ an: der Mensch existiert und ist so erfolgreich weil er aus dem eigenen Bewußtsein des „Mangels“ (an Körperkraft) sich kommunikativ zusammenschloss und so die anderen Tiere (die diese Fähigkeit nicht in dem Maße besitzen, unterdrücken konnte? Ist es das was den Menschen ausmacht, seine Fähigkeit zur flexiblen „Bürokratisierung“?

Pickert, H. (1978). Der Mensch : seine Natur und seine Stellung in der Gedankenwelt spätbürgerlicher philosophischer Anthropologie  eine kritische Analyse zu Max Scheler, Helmut Pleßner und Arnold Gehlen. [S.l.: s.n.].

Wie wir zu Posthumanoiden wurden

Katherine Hayles: How we became Posthuman. Virtual Bodies in Cybernetics, Literature, and Informatic, University of Chicago Press, Chicago 1999.

 

Ich habe den Titel aus dem sehr lesenswerten Buch von Katherine Hayles entlehnt: „How we became Posthuman“. Leider ist das Deutsche zu genau und zu präzise um diese in der englischen Sprache mögliche Doppeldeutung so einfach zu übernehmen: der posthumane Humanoid.

Das einzige was man diesem wirklich sehr gut zu lesenden Werk vorwerfen könnte, dass es eben so mit der Sprache spielt, dass es den Inhalt nicht so genau darstellt. Aber gut, zumindest hilft es dem Leser, der Leserin.

Hayles war, wie sie selbst sagt, ergriffen von einem Werk von  Hans Moravecs Mind Children,  in dem das Bewußtsein in einen Computer übertragen wird. Wie sei es möglich, so Hayles, dass ein so ausgewiesener Geist wie Moravecs glauben konnte, dass das Bewußtsein vom Körper getrennt werden könne?

Katherine Hayles teilt ihr Buch in drei Teile. Im Ersten schreibt sie darüber wie die Information vom Körper getrennt wurde.  Im zweiten thematisiert sie wie der cyborg als eine Schöpfung und Ikone nach dem Zweiten Weltkrieg kreiert wurde. Der dritte Teil nun ist eigentlich schon in den ersten beiden enthalten: Wie der Mensch aufgegeben wurde zugunsten einer Konstruktion die man posthuman nannte.

Katherine Hayles nennt nun die Hauptbestandteile dieser posthumanen Ideologie:

1. diese Sichtweise setze Information über Körperlichkeit (das Einschreiben von Informationen in ein Lebewesen stelle mehr einen Zufall denn eine Notwendigkeit dar)

2.  Diese Sichtweise behaupte das Bewußtsein als Sitz der menschlichen Identität mehr eine Nebenabteilung darstelle

3. Es sein ein Glauben, der den Körper als Prothese sehe, so dass die Erweiterung oder Ersetzung des Körpers mit einer anderen Prothese eher eine Weiterentwicklung einer Sache darstelle, die lange vor unserer Geburt begonnen habe

4.  Schließlich stelle die posthumane Sichtweise etwas dar dass mit intelligenten Maschinen artikuliert werden könne: Im Posthumamen gebe es keinen Unterschied oder eine Trennlinie zwischen der körperlichen Existenz und der Computersimulation, zwischen kybernetischen Organismus und biologischem zwischen telelologischer Robotik und menschlichen Zielen.

Etwas unheimlich das Ganze. Man könnte zusammenfassen dass das Posthumane etwas ausserhalb des Menschen darstelle. Und gleichzeitig muss man doch feststellen, dass es Menschen sind, die diese Thesen aufstellen.. Es knüpft wohl an an die immer vorhandene Eitelkeit des Wissenschaftlers an.  Eine Position wird dargestellt, aber die Person, die diese Position hat, soll verschwinden. Handelt es sich wirklich um eine Bescheidenheit des Autors oder soll hier eher die Unkritisierbarkeit etabliert werden?

Können Tiere rechnen?

Neulich brachte die BBC einen Beitrag über Experimente mit rechnenden Affen. Der Reporter sprach mit einer Tierforscherin, die einem Affen eine Gesamtzahl (nämlich sechs Stöckchen) beigebracht habe. In einer Versuchsanordnung habe der Affe jeweils Futter bekommen, wenn er größere Haufen (sieben Stöckchen) und kleinere Haufen (fünf Stöckchen) unterscheiden konnte. Es ging also nicht nur allein um Mengenangaben, sondern auch um die Fähigkeit, Mengen unterscheiden zu können. (Ein Stöckchen weniger sowie ein Stöckchen mehr).

Ich finde die Frage ob Affen nun rechnen können nicht so sehr interessant für die Tierforschung selbst sondern eher für die Frage ob man dieses „Feature“ als humanoid bezeichnen kann. Man versucht also herauszufinden, was Affen nicht können um herauszustreichen was denn eigentlich das Menschliche am Menschen sei. Nachdem nun Mitleid und auch Kreativität nicht mehr allein dem Menschen zugeschrieben werden können, stellt sich die Frage nun nach Rechenvermögen.

Vielleicht sollte man nicht so sehr die Affen untersuchen, als vielmehr die Menschen die die Affen untersuchen. Gibt es eine Geschichte eine Tendenz der Definition des „Menschseins“ die sich in der Affenforschung ablesen lässt?

Nichtsdestotrotz bleibt die Frage des Rechnens und der Unterscheidung von Mengenangabne eine interessante.